Freundeskreis Panzerlehrbataillon 93 e.V.

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Besuch "Internationales Hubschrauberausbildungszentrum Bückeburg" am 29.08.17

09.09.17

Schon um 06.45 Uhr am 29.08.2017 trafen sich 20 Ehemalige und 11 Aktive vor dem Stabsgebäude Panzerlehrbataillon 93, um bei bester Laune und Wetter pünktlich um 07.00 Uhr nach Bückeburg aufzubrechen. Da sofort nach dem Verlassen der Kaserne intensive Gespräche zum Zustand der Bundeswehr, zu Traditionsverlust, zur politischen Führung oder zur Truppenentsendung an Orte wie Afghanistan und Mali begannen, verging die Zeit wie im Flug.
Schon kurz vor 09.00 Uhr erreichten wir die Schäfer-Kaserne (benannt nach dem deutschen Jagdflieger Emil Schäfer, 1891-1917) und wurden dort vom POC,
  einem Panzermann, in Empfang genommen.

 

Die Aufgaben des  Kommandeurs des IntHubschrAusbZ und Generals der Heeresfliegertruppe, Brigadegeneral Klein, hatten wir im letzten Heft im Abschnitt "Über den Zaun geschaut" ausführlich skizziert. Umso gespannter lauschten unsere Teilnehmer was sich alles in der modernsten Hubschrauberschule Europas verbirgt. Mit der Ausbildung auf den Hubschraubern der Zukunft wird dies durch zunehmende internationale Nachfrage nach Ausbildungs-möglichkeiten nachhaltig bestätigt. Modernste Simulatoren erlauben eine Ausbildungsoptimierung nach streng wirtschaftlichen Kriterien.
Das IntHubschrAusbZ verfügt für die Luftfahrzeug-führergrundausbildung sowie zur Weiterschulung auf Einsatz-hubschrauber der Heeresfliegertruppe über den Taktischen Transporthubschrauber TTH NH 90 mit Flugbetrieb in Bückeburg - Achum, den Kampfhubschrauber KH TIGER mit Flugbetrieb im DEU/FRA HFlgAusbZ TIGER auf dem Flugplatz Le Luc/FRA und den Schulungshubschrauber SHS EC 135 mit Flugbetrieb in Bückeburg – Achum.

Nachdem der Vortragende geduldig unsere vielen Fragen beantwortet und unser Vorsitzender, Oberst a.D. Schulze Büttger, ihm mit unserer Chronik gedankt hatte, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt und in den Stationskreislauf begleitet.
Zunächst ging es in das E. Drebing-Simulationszentrum mit seinen 14 sogenannten Full-Mission-Simulatoren, die einen wichtigen Beitrag zur fliegerischen Ausbildung am Int HubschrAusbZ leisten. Vier davon sind durch das Luftfahrtbundesamt als Simulatoren der Kategorie A qualifiziert. Alle ermöglichen Sicht- und Instrumentenflugausbildung unter realitätsnahen Bedingungen unter verschiedenen Wetterbedingungen sowie Tages- bzw. Nachtzeiten im deutschen Luftraum.

Nach einer Einweisung durch einen erfahrenen Fluglehrer und ermunternden Worten konnte jeder von uns den absoluten Höhepunkt des Tages erleben und seinen ersten Flug - wenn auch nur im Simulator - als Pilot antreten. Bei dem Einen oder Anderen soll wohl die Kontrollleuchte "Hubschrauber beschädigt" aufgeleuchtet haben.

Nach Einnahme der Truppenverpflegung verlegten wir in den Bereich der Luftfahrzeugtechnischen Staffel, bei der wir an einem Hubschrauber TTH NH90, der gerade von einem Trainingsflug kam, eingewiesen wurden.
Der NH90 ist unter der Leitung des Industriekonsortiums NH-Industries (NHI) im südfranzösischen Aix-en-Provence entwickelt worden und wird heute an fünf verschiedenen Standorten (Donauwörth, Tessera in Italien, Halli in Finnland, Mariagne in Frankreich und Brisbane in Australien) endmontiert und ausgeliefert. Der NH90 wurde als leichter allwetter- und nachtflugtauglicher Mehrzweckhubschrauber für Heer und Marine konzipiert. Als Nachfolger der veralteten Bell UH-1D sind seine Einsatzgebiete der Material- und Personentransport, Einsatz von Spezialkräften, die Evakuierung von Verwundeten vom Gefechtsfeld, Begleiteinsätze sowie Not- und Katastrophenhilfe. Fast schwärmerisch erklärte man uns dieses Wunderwerk der Technik, welches wir nun auch anfassen durften. Zum Aufbau des Rumpfes werden überwiegend (85%) Faserverbundwerkstoffe auf Kohlenstofffaser-Basis verwendet. Lediglich hoch beanspruchte Teile der Zelle (zum Beispiel an den Triebwerken) werden aus Metall gefertigt. Erstmals bei einem europäischen Helikopter werden praktisch sämtliche Systeme an Bord digital gesteuert und überwacht. Die Steuereingaben des Piloten werden über ein vierfach redundantes Fly-by-Wire-System über einen Flugkontrollrechner an den Aktuatorsteuercomputer übertragen. Marsch- und Schwebeflug sind auch damit auch per Autopilot möglich.

Ein Datenaustauschsystem erlaubt das Senden und Empfangen von Informationen über den Zustand im Fluge, Flugrouten und Funkfrequenzen, die auch extern erstellt und ausgewertet werden können. Die Informationen vom Navigationssystem visualisiert ein gesonderter Rechner. Ein Vier-Achsen-Fly-by-Wire-System, ein digitales Cockpit mit Multifunktionsanzeigen, eine elektrische Heckrampe, ein Hilfsgenerator zur Stromversorgung, ein erweitertes Bodenannäherungs-Warnsystem, Stimmen- und Flugdatenauf-zeichnung, Wetterradar und eine digitale Navigationskarte sind weitere Hilfen während des Fluges. Zum Selbstschutz verfügt der NH 90 über ein mehrteiliges elektronisches Selbstschutzsystem mit einem Raketen- und Laserwarnsystem, mit dem die Erfassung der Infrarot-Signaturen anfliegender Flugkörper erfolgt und Laserstrahlen erfasst werden. Der Abwehr anfliegender Lenkwaffen dient der Täusch-körperwerfer MBDA Saphir-M, der in Bedrohungssituationen Düppel und Flares ausstoßen kann.
Im Gespräch mit den erfahrenen Ausbildern haben wir aber auch von technischen Mängeln erfahren, die hoffentlich bald Geschichte sind.

Nach einer kurzen Pause verlegten wir an der Ausbildungswerkstatt, die 160 Ausbildungsplätze zur Ausbildung von Fluggerätemechniker/innen Fachrichtung Instandhaltung oder Fluggeräteelektroniker/innen bietet, vorbei zur Flugplatzfeuerwehr.
Bundeswehr-Feuerwehren sind an insgesamt 72 Standorten anzutreffen – überall dort, wo sie für die Erfüllung des militärischen Auftrages notwendige Voraussetzung sind. Die Feuerwache auf dem Achumer Flugplatz entspricht den höchsten technischen Standards, hat rund 90 Mitarbeiter und stellt den Flugbetrieb sowohl in Achum als auch auf den Außenlandeplätzen sicher. Sehr eindrucksvolle Kurzvorträge in der Leitstelle, beim Atemschutz Gerätewart und in der Fahrzeughalle rundeten den Besuch bei der Flugplatzfeuerwehr ab.

Zum Schluss trafen sich beide Gruppen zum Gruppenfoto vor dem Stabsgebäude, im Anschluss daran noch einmal vor einer Sikorsky. Oberst a.D. Schulze Büttger bedankte sich hier bei unserem Begleiter und überreichte kleine Erinnerungsgeschenke. Nach einer unanstrengenden, zügigen Busfahrt landeten wir voller neuer Eindrücke wieder in Munster.

 

Fotos: Springer, Thönissen, Text: Düsedau

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